Die Erdholländermühle von Greiffenberg (Mühlennachrichten aus Berlin und Brandenburg Mai 2006) von Horst Fichtmüller, Frauenhagen

Wer den Zustand der Mühle kennt, könnte uns sofort der Hochstapelei bezichtigen. Ist es vermessen von einer Mühle zu reden? Ich denke, es kommt darauf an, mit welchen Augen dieses Bauwerk gesehen wird. Wir vom Verein sehen jetzt schon die letztlich wiederhergestellte und funktionstüchtige Mühle. Diese Sichtweise motiviert uns und gibt uns unser Ziel vor, auch wenn das Endziel noch in weiter Ferne liegt.

Immerhin wird in der Broschüre „Historische Mühlen in Berlin und Brandenburg“ dazu geschrieben: „Greiffenberg. 16278. Landkreis Uckermark, Holländermühle: wertvolles Gerippe an schönem exponierten Standort. Viel Technik noch erkennbar.“ Und in der 2005 von der Mühlenvereinigung herausgegebenen Mühlenkarte wird noch von einer weithin sichtbaren Landmarke gesprochen. Als der damalige Ministerpräsident Dr. Manfred Stolpe Mitte der 90er Jahre in Greiffenberg war, zeigte er sich beeindruckt vom schönen Standort dieser weithin sichtbaren Mühle. „Diese Mühle steht wie ein Wächter am Eingang zur Ostuckermark. Sie sollte unbedingt erhalten werde.“ (Sinnzitat)

Das Ziel
Unser Verein setzt sich für den Wiederaufbau dieser Mühle ein. Dabei geht es um den Erhalt eines identitätsstiftenden Wahrzeichens unserer Heimat innerhalb der Kulturlandschaft der Uckermark und um die Wiederherstellung einer funktionstüchtigen Mühle als Produktionsdenkmal.
Durch den zusätzlichen Einbau eines Generators zur Energiegewinnung soll ein Modellprojekt geschaffen werden. Alte und neue Technik im Einsatz zum Wohl der Menschen und der Umwelt. Die Energiegewinnung ist auch für die wirtschaftliche Bewirtschaftung dieser Mühle wichtig.

Die Mühle steht im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. In Zusammenarbeit mit der Reservatsleitung und des Informationszentrums Blumberger Mühle wird der Erdholländer in das bestehende Tourismuskonzept eingebunden. Gegenwärtig wird, unter Federführung des Klostermüllers von Boitzenburg, an dem Konzept einer Mühlenroute durch die Uckermark gearbeitet. Der Mühlenstandort Greiffenberg ist dabei als "Sternenstandort" angedacht. Von hier aus könnten weitere Besichtigungen vorgenommen werden, z.B. zur Burgruine und nach Biesenbrow (Kummerow) in den Geburtsort von Ehm Welk und den dort angesiedelten Geschichten der Heiden und Gerechten von Kummerow.

Zur Geschichte und zum Bau
Im Jahre 1375 werden in der Stadt Greiffenberg drei Mühlen gezählt. Im Ortslexikon der Uckermark berichtet Frau Dr. Enders, dass 1801 in Greiffenberg eine städtische und eine gutsherrliche Schneide- und Grützmühle vorhanden war. Aus dem Jahre 1855 wird von einer Holländischen Windmühle mit zwei Mahlgängen berichtet, später wird von einem in Greiffenberg ansässigen Mühlenbauer berichtet.

Friedrich Wilhelm Graf zu Redern, Besitzer von Görlsdorf bei Angermünde und späterer Generalintendant der Königlichen Theater zu Berlin, beauftragte Joseph Peter Lenné mit der Gestaltung des Görlsdorfer Parks und der sich anschließenden Parklandschaft. Der 1829 vorgelegte Entwurf und der Planungsstand „...von 1830 für Görlsdorf und Umland lässt vermuten, dass die Parklandschaft partiell bereits beschlossen war." (Aus: Soweit das Auge reicht. Die Parklandschaft mit der Eisenbahn von Angermünde bis Prenzlau, ein verkanntes Gesamtkunstwerk der Spätromantik. Eine Untersuchung der Landschaftsarchitektin Christine Hinz.)

Für uns brachte diese Untersuchung eine wertvolle und neue kultur-historische Erkenntnis. Der Standort der zu erbauenden Greiffenberger Windmühle wurde durch Joseph Peter Lenné und den Grafen von Redern bestimmt. Erbaut wurde die Mühle 1830 durch den im Ort ansässigen Mühlenbaumeister Stechow. Bauherr war der Greiffenberger Müller- und Bäckermeister Bernhard Heide. Die Holländerwindmühle, ein Erdholländer, wurde als sogenannter Achtkant und völlig aus Holz errichtet und erhielt zwei Mahlgänge. Der Mühlkörper selbst wurde verschindelt, er hat eine Höhe von 10 Metern, die Kappe ist 4,75 Meter hoch. Das Vordrehen der Haube mit dem Flügelkreuz erfolgte mit dem Krühwerk.

Die Mühle selbst erlebte nur einen Besitzerwechsel. Der Bäcker- und Müllermeister Gustav Britzke sen. erwarb 1914 die Mühle für 38.000 Mark. Zusätzlich kaufte er 1918 einen Dieselmotor, gefertigt von den Deutschen Werken in Kiel. Nach einigen Veränderungen im Antrieb konnte die Mühle nun auch in der windstillen Zeit betrieben werden. Bis zum Jahre 1938 arbeitete die Mühle als Getreidemühle. Durch eine im Ort errichtete Industriemühle, die für Kunden leichter zu erreichen war, ließen immer weniger ihr Getreide in der Windmühle mahlen. Damit wurde der Betrieb der Windmühle unrentabel, sie wurde letztlich stillgelegt.
Durch den ausbrechenden Krieg, einer schweren Nachkriegszeit und dem mangelnden gesellschaftlichem Interesse in den späteren Jahren setzte der Zerfall der Mühle ein. Eigentlich ist es ein Wunder, dass die Mühle noch steht. Auf jeden Fall aber ein Zeugnis von der soliden Arbeit des Mühlenbaumeisters und der guten Qualität des Bauholzes.

Bisherige Aktivitäten zum Wiederaufbau
Schon 1994 wird ein Vertrag zur Wiederherstellung der Mühle mit der Besitzerin ausgehandelt. Unser Verein und der internationale Bund erarbeiten zusammen ein Projekt zur Instandsetzung der Mühle. Gleichzeitig soll für diese und andere Windmühlen in der Uckermark eine Mühlenbauwerkstatt auf dem Gutshof in Pinnow errichtet werden, Fachleute waren vorhanden. An der Greiffenberger Mühle werden Sicherungsarbeiten durchgeführt. Aus unterschiedlichen Gründen musste das Projekt dann abgebrochen werden.
Ein Neubeginn zur Rettung der Windmühle wird 1999 von unseren Vereinsmitgliedern beschlossen. Ein neues Aufmaß der Mühle musste erstellt werden, gleichzeitig wurde eine umfangreiche Fotodokumentation angefertigt. Weitere Sicherungsarbeiten werden vorgenommen und ein neuer Erbbaurechtsvertrag aufgestellt und abgezeichnet. Alle für den Wiederaufbau zuständigen Behörden werden konsultiert. Die Beratungen waren für uns sehr hilfreich. Grundsätzliche Einwände in den Fragen des Baurechtes, bei der Anbindung des Mühlenweges zur Landesstraße oder den zu schaffenden Parkmöglichkeiten gab es nicht. Die Einbeziehung der Stadtverordneten und anderer Entscheidungsträger erfolgte, dabei beschließen die Stadtverordneten die Aufnahme des Mühlenprojektes in den ILE-Plan.

Von uns werden die ersten Förderanträge gestellt. Erstmalig werden auch die Bürger durch eine gezielte Aktion über den geplanten Wiederaufbau informiert. Beim Stadtfest läuft eine erste Spendenaktion für den Wiederaufbau an. Im Oktober erhalten alle Haushalte von Greiffenberg und in den umliegenden Dörfern ein Informationsblatt, gleichzeitig wird um Unterstützung für unsere Aktion geworben. Die Presse und das Regional-Fernsehen berichten über die Aktivitäten zur Mühle. In persönlichen Schreiben werden Unternehmer um Spenden gebeten. Eine Plakataktion läuft an. Ein Mühlenfreund richtet für uns kostenlos eine Seite im Internet ein. Ab Februar 2006 ist unter www.uckermark.city-map.de eine Information zur Mühle und der aktuelle Spendenstand abzurufen. Am 6. März 2006 startete die Aktion: Künstler für den Erhalt der Mühle. Es wird um die Stiftung eines Kunstobjektes gebeten. Die Versteigerung zu Gunsten der Mühle soll vermutlich am Deutschen Mühlentag 2007 erfolgen. Die Angermünder Stadtsänger werden im September 2006 ein Benefizkonzert für die Mühle geben.
Alle Spendenaufrufe und sonstigen Aktivitäten sollen dazu führen, dass die erste Baustufe finanziell abgesichert werden kann. Auf Grund unserer bisher gemachten Erfahrungen ist vermutlich eine öffentliche Förderung erst zu erwarten, wenn durch geschaffenen Fakten das Projekt „Erdholländer Greiffenberg" unumkehrbar wird und sich auch als seriös erwiesen hat.

Schritte zur Verwirklichung
Nach unserer Einschätzung sind wenigstens drei große Bauabschnitte nötig.
Die 1. Baustufe
Zuwegung zum Mühlengrundstück und die alte Mühlenstraße herstellen. Einige Parkplätze werden geschaffen und der Energieanschluss muss erfolgen. Danach kann der Abbau und Wiederaufbau des Mühlkörpers erfolgen mit anschließender Notabdeckung wegen der fehlenden Kappe. Wir stellen uns vor, dass eine versierte Zimmerei diese Arbeiten ausführen kann. Grundvoraussetzung ist dabei aber die Baubegleitung durch die zum Verein gehörende Architektin und die Beratung durch einen Mühlenbauer. Die Kosten sind auf 140.000 Euro geschätzt. Eine Kostenminderung könnte durch unentgeltliche Arbeitsleistungen erreicht werden.

Die 2. Baustufe
Einbau der Königswelle, der Kammräder, der Rutenwelle. Aufbau der Haube mit Drehkranz und Einbau eines Generators.

Die 3. Baustufe
Anbringen der Flügel, Einbau der Mühlentechnik und weiterer Innenausbau. Schaffung eines Saison-Cafe etc.
Die Kosten der Baustufen 2 und 3 werden auf 260.000 Euro geschätzt. Auch hier könnten die Kosten durch zugesagte Leistungen von Elektronikern, Elektrikern und Holzfacharbeitern usw. verringert werden.

Wo wir uns Hilfe erbitten
Jede Hilfe zur Verwirklichung unseres Vorhabens wird dankbar angenommen ! Dringend brauchen wir aber die fachliche Beratung durch die Mühlenvereinigung und einen beratenden Mühlenbaumeister für die erste Baustufe. Wer kann und will uns helfen ?
Kürzlich bekamen wir ein Gedicht zugeschickt. Wir kennen den Verfasser nicht, aber die hier zum Ausdruck gebrachte Hoffnung ist uns Verpflichtung.

Das alte Mühlgerippe (von Reiner Marquardt)
Von weit her komm ich Jahr für Jahr
mein banger Blick, steht sie noch da?
von fern schon seh ich's Mühlgerippe.

Und trutzig sich ein Flügel reckt
wie eh und je seit langer Zeit
mir scheint als hätt sich hier versteckt
ein Stückchen von der Ewigkeit.

Und komm ich wieder nach langer Zeit
seh in Gedanken ich sie stehn
neu aufgebaut und dienstbereit
oh Gott wie wär das wunderschön.